Mitleid ist ein schlechter Berater

Mitleid ist ein schlechter Berater

Hallo Ihr Lieben,
wir bekommen leider wieder sehr viele Abgabeanfragen und bei den Kollegen ist es nicht anders.
Da wir auch Aufklären möchten, werde ich Euch heute eine Anfrage veröffentlichen, die in der Art jetzt auch schon ein paarmal eingegangen ist.
Ziel ist es aber hierbei nicht die Personen entsprechend zu denunzieren, sondern aufzuzeigen, wohin allzu große Herzen führen.
Die Beschreibung des Hundes ist sehr gut und spiegelt das Verhalten vieler Hunde aus Osteuropa.

Unser Apell!!!!!
Bringt keine Tiere aus dem Urlaub mit, denn dies kann gewaltig schief gehen.
Leidtragend ist das Tier und unter Umständen macht Ihr Euch auch strafbar.

### HINWEIS: Es werden keine Verfahrensempfehlungen benötigt. ###

Lieber Tierschutzhof Karlsruhe,

Ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem neuen Zuhause für meinen Hund Harald (Name von der Redaktion geändert), und wende mich nun an euch mit der Frage, ob ihr noch Platz für einen weiteren Hund auf eurem Tierschutzhof habt. All meine Bemühungen, selbstständig einen vertrauenswürdigen neuen Halter für Harald zu finden sind leider gescheitert, und in ein gewöhnliches Tierheim möchte ich ihn sehr ungerne bringen, da mir die Trennung von ihm wirklich schwer fällt und ich sicher gehen möchte, dass er in gute Hände kommt.

Vielleicht ein bisschen zu Harald: Er ist ca. 2,5 Jahre alt, Rüde, mittelgroß (20kg) kastriert und geimpft. Ich habe ihn letztes Jahr in einem osteuropäischen Land kennengelernt, dort war er noch ein Welpe und verhaltensunauffällig. Er hat die Monate bevor ich ihm begegnet bin wohl auf der Straße gelebt, oder wurde ausgesetzt, das ist nicht sicher.
An dem Ort, wo ich dort lebte durfte er nicht bleiben, also willigte ich ein ihn mit nach Deutschland zu nehmen, sodass er nicht wieder auf die Straße musste, er war auch ein recht unsicherer Hund und ich hatte ihn schnell ins Herz geschlossen.
Eine Freundin kümmerte sich dann um ihn und brachte ihn ein halbes Jahr später zu mir nach Deutschland, wo sich dann herausstellte, dass er ein deutliches Problemverhalten entwickelt hatte. Zum einen hat er eine starke territoriale Aggression, hierbei konnte er auch leider schon Menschen beißen, die in sein Territorium drangen (die Bisse waren nie besonders schlimm, da er immer schnell eingefangen werden konnte, aber dennoch..).
Auch vielen Hunden gegenüber zeigt er sich aggressiv, v.a. Rüden, sehr großen Hunden, Schäferhunden… bei Weibchen und kleineren gibt es eigentlich nie ein Problem und er tobt total gerne mit diesen und braucht das auch sehr. Von anderen Hunden, die er akzeptiert, scheint er auch super zu lernen, welches Verhalten angebracht ist.
Eine andere Bauchstelle sind Männer, denn eigentlich gibt es sehr selten Männer, zu denen er Vertrauen fasst und nicht aggressiv wird. Er muss hier, denke ich, schlechte Erfahrungen gemacht haben. Zu Frauen fasst er meist sehr schnell Vertrauen, wird dann sehr anhänglich und braucht viele Kuscheleinheiten. Kinder gehen ebenfalls gar nicht, deren unvorhergesehenes Verhalten triggert ihn zu sehr. Ich denke, dass Harald eigentlich vor all diesen Dingen (Rüden, Männern) Angst hat und sich das dann in Aggression äußert.

Er braucht klare Grenzen, da er auch mal sehr stur sein kann und viel Training, was ich während unserer gemeinsamen Zeit auch schon viel gemacht habe. Durch das Training und seine liebevollen Bezugspersonen ist sein Verhalten auch schon deutlich besser geworden, man kann mittlerweile relativ entspannt mit ihm Gassi gehen und wenn man seine Trigger kennt lassen sich viele unschöne Situationen auch einfach vermeiden. Mit einem entspannten Halter kann er nun auch einige Situationen meistern, die erst unmöglich schienen (z.b. Restaurantbesuche, öffentliche Verkehrsmittel). Auch lernt er sehr schnell und gerne und kann gut einige Zeit mal alleine bleiben, da ist er ganz entspannt. Dennoch werde ich Harald kein langfristiges Zuhause mehr bieten können, da dies mit meiner gesundheitlichen Lage und meiner Arbeitssituation nicht länger möglich ist (es lassen sich leider kaum Menschen finden, die sich zutrauen auf ihn aufzupassen während meiner Arbeitsschichten).

Ich hoffe sehr, dass ihr uns irgendwie weiterhelfen könnt aus dieser nun doch langsam ausweglos scheinenden Situation…

Liebe Grüße,

Unsere Antwort

Hallo liebe Frau …,
leider könne wir Ihnen hier nicht weiterhelfen, denn wir sind mittlerweile überbelegt und können daher keine weiteren Tiere aufnehmen.
Die von Ihnen beschriebene Problematik bekommen wir leider sehr oft zu hören und ist für Tiere aus Osteuropa meist symptomatisch.
Versuchen Sie, über einen Tierschutzverein in Ihrer Nähe, Vermittlungshilfe zu erhalten.
Ziehen Sie bitte auch die Abgabe in einem Tierheim in Betracht. Die Abgabe in einem Tierheim eröffnet Ihrem Hund neue Chancen, denn in den meisten Tierheimen wird mit den Hunden aktiv gearbeitet, um den Tieren bessere Vermittlungschancen zu verschaffen.
Gerne sind wir bereit, wenn Sie den Hund professionell untergebracht haben, für diesen Vermittlungshilfe zu leisten.Es tut mir leid, Ihnen keine andere Antwort schicken zu können

Stephan Winterhoff

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